Literarische Wanderung mit Fontane im Bürgerhaus Jerichow
Unter der Regie des Förder- und Heimatsvereins Stadt und Kloster Jerichow e.V. fand zum ersten Mal ein Literaturtreff im Bürgerhaus Jerichow statt. Vor einer kulturinteressierten Runde nahm der Neu-Jerichower Ulrich Kriehn, dessen Begeisterung für die Literatur beim Vortrag spürbar wurde, die Zuhörer zu einer Wanderung quer durch Fontanes Werke mit, wobei manche einen direkten Bezug zum Jerichower Land, zur Altmark und zu Brandenburg haben.
Er begann mit rezitativ vorgetragenen Gedichten, in denen etwas von Fontanes gelassener Weltsicht deutlich wurde, über die sehr düstere Ballade von Gorm Grymme, die Fontane dem nordischen Sagenkreis entlehnt hat, und leitete dann leitmotivisch verknüpft zu Fontanes berühmten Romanen und Novellen des Realismus über. In „Unterm Birnbaum“ ist es eine Kriminalgeschichte um Schuld und Verbrechen, psychologisch einfühlsam gestaltet, in Effi Briest, Stine und anderen Romanen das Motiv der gescheiterten Beziehung, sei es durch gesellschaftliche Schranken oder durch Vorurteile, ohne dass Fontane seine grundsätzlich lebensbejahende Haltung je aufgegeben hätte. Höhepunkt war ein Kapitel der Geschichte von Grete Minde, in der Fontane in dichterischer Freiheit, wie ein Teilnehmer des Literaturtreffens sehr kundig anmerkte, seine eigene Fiktion vom Brand in Tangermünde im Mittelalter auf dramatische und aufwühlende Art beschreibt.
Zum Abschluss rezitierte Ulrich Kriehn noch die vielen von der Schule her bekannte Ballade von John Maynard, erzählte dabei auch von Erfahrungen des Deutschunterrichts in einer westdeutschen Großstadt, bei der es ihm gelang, die Schüler mit dem Inhalt richtig vertraut zu machen, so dass die merkten, das ist ja ganz aktuell, und erläuterte noch anhand von Beispielen, dass Fontanes realistische Romane sehr oft Vorlagen für Literaturverfilmungen unterschiedlichster Qualität waren, ebenso auch, dass der deutsche Rockmusiker Achim Reichel (the rattles in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts) Balladen von Fontane im Rocksound vertonte.
Freundlicher Beifall und viel Zustimmung, der mit Kaffee und Tee gemütlich gestalteten Runde zeigten, dass dieses Angebot als kulturelle Bereicherung auch weiterhin stattfinden solle, eine Anregung, die der Vortragende freudig aufgriff und weitere literarische Treffen anbot.