Studenten der Fachhochschule Potsdam des Studiengangs Archiv, die sich unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Michael Scholz, im vergangenen Studienjahr mit dem Amtsbuch von Jerichow befassten, haben im Rahmen eines Vortragsabends des Förder- und Heimatvereins Stadt und Kloster Jerichow ihre Arbeit vorgestellt.
Grundlage waren Fotos der 1930er Jahre aus dem Bestand des „Kreissippenamtes Genthin“, die heute im Landeskirchenarchiv aufbewahrt werden. Frau Kirchenarchivrätin Margit Scholz hatte die Idee, das Material von den Studenten ihres Mannes für heutige Interessenten aufarbeiten zu lassen. Es entstand ein Werk von 294 Seiten auf der Grundlage der Transkription, der Übertragung der fast 200 Jahre lang von vielen Schreibern geschriebenen Aufzeichnungen der Rechte und Pflichten der Jerichower Bürger aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zum 6. August 1778. Die digitale Erfassung des Textes war nur die Grundlage für die Analyse des Inhalts des Amtsbuches. Diese Analyse trugen zwei Studentinnen und drei Studenten den gespannt lauschenden Anwesenden vor. Sie hatten sich die einzelnen Kapitel untereinander aufgeteilt. Im Amtsbuch waren noch beide Ämter in Jerichow getrennt erfasst worden, worin sich seit der Stiftung des Klosters 1144 die Unterstellungsverhältnisse widerspiegelten. So unterstand das städtische Amt der Nachfolgeadministration des Erzbistums Magdeburg und das Klosteramt dem Bistum Havelberg.
Zur Erinnerung: Zum Beginn der Aufzeichnungen regierte der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm, genannt der Große, unser Gebiet.
Mit kurzen Erläuterungen wurden im Kapitel Burg und Amt Jerichow die Eintragungen zum Eigentum des Amtes, zu den Rechten und Pflichten der Stadt Jerichow, Auf dem Berge in und vor Jerichow und das alte Dorf Jerichau vorgestellt. Dann folgten in Kurzfassung Ausführungen zum Kloster Jerichow und zu Stadt – und Dorfbild mit Gebäudebeschreibungen. Besondere Aufmerksamkeit fanden die Auswertungen des Amtsbuches zu dem Thema Wirtschaft und Verkehr, dazu die Themen Verkehrsverbindungen und Wirtschaftsbeziehungen zu anderen Städten. Besonders die Texte über das Bierbrauen und Streitigkeiten interessierten die Zuhörer. Der Absatz: „Abgaben und Aufgaben der Bürger in und um Jerichow“ wird sicher in zukünftigen Vorträgen unseres Vereins eine besondere Rolle spielen. Auch die Grüne Komponente hatte vor fast 400 Jahren für Jerichow große Bedeutung, die von den Studenten im Kapitel „Landschaftsnutzung“ in den Rubriken „Baumbestand und Fischfang“ vorgetragen wurden. Der Anhang der vorgetragenen Arbeit wurde von den Studenten nur gestreift, er hat es aber in sich. Das Personenregister ist da hervorzuheben. Die Mess- und Währungseinheiten zu erläutern ist ebenfalls in gleicher Weise von Wichtigkeit, wie die Erläuterungen der heute kaum noch bekannten Begriffe in einem Glossar. Ausgangspunkt und Krönung der Arbeit ist die Transkription des Amtsbuches. Art und Weise der Präsentation dieser Arbeit lässt hoffen, dass unsere Archivbestände in gute Hände kommen werden.
Das Amtsbuch von Jerichow kann mit freundlicher Genehmigung der Studenten heruntergeladen werden. Download