Kleinkunst auf hohem Niveau: Balladen auf dem Burgberg

Der Literaturkreis des Förder- und Heimatvereines Stadt und Kloster Jerichow e.V. hatte zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen – und wurde mit großem Zuspruch belohnt.

Zahlreiche Interessierte versammelten sich am Bürgerhaus, um gemeinsam auf dem historischen Chorherrenweg zum Burgberg zu wandern. Unter dem schattenspendenden Blätterdach eines mächtigen Baumes nahmen sie Platz, um einem außergewöhnlichen literarischen Erlebnis zu lauschen.

Ulrich Kriehn verstand es, mit spürbarer Empathie und lebendiger Begeisterung klassische Balladen zum Leben zu erwecken. So wurden Werke von Theodor Fontane vorgetragen, die vielen Zuhörerinnen und Zuhörern noch aus ihrer Schulzeit vertraut waren. Auch Friedrich Schillers „Der Handschuh“ sowie Detlev von Liliencrons kraftvolle Nordsee-Balladen über aufständische Fischer und den Untergang der sagenumwobenen Stadt Rungholt fanden großen Anklang.

Goethes „Erlkönig“ und „Der Fischer“ ergänzten das Programm ebenso wie „Es war ein König in Thule“, das stimmungsvoll auf der Gitarre begleitet wurde – ebenso wie die Volksballade von der Lilofee, die den Wassermann heiratet. Als zeitgenössischer Kontrapunkt erklang Reinhard Meys „Kaspar“, die berührende Ballade des geheimnisvollen Findlings von Ansbach.

Zwischen den Balladen unterhielt Ulrich Kriehn das Publikum mit heiteren Anekdoten und wissenswerten Hintergründen. Einen dramatischen Höhepunkt setzte er mit Agnes Miegels „Nibelungen“, dass die düstere Gewalt und Untergangsstimmung des Nibelungenliedes eindrucksvoll verdichtet.

Am Ende spendete das Publikum anhaltenden Applaus – und machte sich inspiriert und sichtlich bewegt auf den Heimweg. Eine gelungene Mischung aus Literatur, Natur und Atmosphäre: Kleinkunst auf hohem Niveau.