Englische Literatur des 19. Jahrhunderts begeisterte Zuhörer in Jerichow
Die Literaturlesungen von Ulrich Kriehn entwickeln sich zunehmend zu einem festen Bestandteil des Jerichower Kulturlebens. So fanden sich auch diesmal zahlreiche Interessierte im Bürgerhaus ein, um einer spannenden Reise in die Welt englischer Romane des 19. Jahrhunderts zu folgen.
Nach einer kurzen Einführung durch Frau Below, Vorsitzende des Förder- und Heimatvereins, unter dessen Schirmherrschaft die Veranstaltung stattfand, eröffnete Ulrich Kriehn die Lesung musikalisch. Gemeinsam mit dem Publikum wurde ein herbstliches Lied angestimmt – ein stimmungsvoller Auftakt, der in der Pause und zum Abschluss noch einmal wiederholt wurde.
In seinen einleitenden Worten skizzierte Kriehn die sozialen Gegensätze des viktorianischen Englands: Wohlstand und Luxus auf der einen, Armut und Elend auf der anderen Seite. Autoren wie Charles Dickens, der selbst aus einfachen Verhältnissen stammte, machten diese Spannungen zum Hintergrund ihrer Werke.
Für die Lesung hatte Kriehn Passagen aus den Romanen von Wilkie Collins, Edward Bulwer-Lytton und Charles Dickens ausgewählt. Die Kombination aus Kriminalgeschichten, Gesellschaftsporträts und feinem Humor sorgte für abwechslungsreiche Unterhaltung. Während die Anfangskapitel von „Der rote Schal“, „Die Frau in Weiß“ und „Der Monddiamant“ zunächst idyllische Szenen schildern, entwickelt sich die Handlung schnell zu einem Mix aus Intrigen, Urkundenfälschungen, Giftmorden und geheimnisvollen Gestalten aus der Halb- und Unterwelt – stets kontrastiert durch menschliche und anständige Charaktere, die am Ende für ihr Handeln belohnt werden.
Besonders dramatisch wurde es in Bulwer-Lyttons „Nacht und Morgen“, als eine Verbrecherbande der Polizei blutig entkommt. Heiter-ironische Züge nahm die Lesung hingegen mit einem Auszug aus Dickens’ „David Copperfield“, in dem naive Bürger einem von zwei Gaunern inszenierten Schauspiel vermeintlicher Reue auf den Leim gehen – ein Stück voller Witz, das im Publikum für zustimmendes Gelächter sorgte.
Mit kräftigem Applaus dankten die Zuhörer für eine facettenreiche und unterhaltsame Lesung. Ein herzliches Dankeschön galt auch Frau Woitzik vom Bürgerhaus, die in der Pause mit Kaffee und Kuchen für das leibliche Wohl gesorgt hatte. Zum Abschluss überreichte sie Ulrich Kriehn ein kleines Präsent. Ein letztes gemeinsames Herbstlied bildete den stimmungsvollen Ausklang des Abends.